Lahcen.

Lahcen Aguerd ist im wahrsten Sinne des Wortes Meister der flüssigen Bewegungen.

November 18, 2024
  • Surf
  • Athletes

Lahcen Aguerd ist im wahrsten Sinne des Wortes Meister der flüssigen Bewegungen. Außerhalb des Wassers ist er ein gelassener junger Mann. Bescheiden, elegant, eloquent und mit einer Weisheit, die für sein Alter ungewöhnlich ist. Im Wasser haben seine Agilität auf dem Brett und sein einzigartiger Surfstil die Aufmerksamkeit der globalen Surferszene auf sich gelenkt – was zu Lob von Joel Tudor und Einladungen zum Duct Tape führte. Da Lahcen aus dem Mekka des Surfsports kommt, einem wundervollen Ort namens Imsouane, ist es keine Überraschung, dass eine der längsten Wellen Nordafrikas dabei geholfen hat, ihn zu dem Surfer zu machen, der er heute ist. Und jetzt ist es Zeit für unser Gespräch mit dem Star der Longboarding-Szene Marokkos – Lahcen.

Für diejenigen, die dich noch nicht kennen – stell dich doch einfach selbst vor.

Ich bin 29. Geboren und aufgewachsen in einem kleinen Fischerdorf in Marokko namens Imsouane.

Erzähl uns mal von deiner Reise auf dem Surfbrett.

Mein Vater war Fischer und meine Brüder arbeiteten schon immer hier in Imsouane, wo die Wellen sind. Dort habe ich schon als Kind gesurft. Meine Brüder und mein Vater nahmen mich immer mit und ließen mich am Strand spielen und surfen.Und da hat mich das Fieber gepackt. Ich meinen Schulabschluss nicht gemacht, weil das Surfen einen großen Teil meiner mentalen Kapazitäten in Anspruch nahm. Seitdem surfe ich die ganze Zeit.

Während der Corona-Zeit hatte ich das Glück, für ein Event in Portugal nach Europa zu reisen. Das war mein erstes Mal dort. Es war eine echte Herausforderung mit den ganzen Einschränkungen ... aber ich wollte es unbedingt. Dort habe ich Mikel Urigoita, den Teammanager von Vans, das erste Mal getroffen und danach wurde ich zum Duct Tape eingeladen. Ich war echt geehrt, als er mich gefragt hat, ob ich dem EMEA-Team von Vans beitreten wolle.

Wie würdest du die marokkanische Surferszene beschreiben?

Das Wichtigste vorweg: Wir haben viele gute Wellen, und das ist schon mal ein super Anfang! Ich würde sagen, die Szene in Marokko ist ziemlich gut ... Es gibt viele gute Surferinnen und Surfer, alles von CT und Wettbewerbsteilnehmern wie Ramzi Boukhiam bis hin zu den Surfern, die richtig große Wellen reiten, so wie Othmane Choufani. Außerdem gibt es ziemlich viele Surferinnen und Surfer im „Untergrund“ und Longboarder jeder Altersgruppe, mit denen ich viel Zeit verbringe. Ich bin stolz darauf, dass wir Teil der afrikaweiten Revolution im Surfen sind. Wir haben so viele gute Wellen und tolle Surfer. Ich hoffe, dass die Surferszene in Marokko weiterhin so gut wächst. Ich würde gern noch mehr Surfer hier sehen.

Wie würdest du deine Heimatstadt Imsouane beschreiben?

Ein kleines Fischerdorf in einer großen Bucht mit wundervollen Wellen.

Seit den 70ern gibt es Geschichten über Hippie-Surfer aus Australien und Amerika, die ihren Sommer in Europa verbracht haben und für den marokkanischen Winter mit ihren Vans Richtung Süden gefahren sind, wo sie menschenleere Wellen und wunderbares Wasser vorgefunden haben. Seitdem ist Marokko in der Welt der Surferinnen und Surfer bekannt. Einige Zeit lang gab es jedoch keine guten Wellen mehr, der Sand bewegte sich und irgendwie verschwand alles ... Das dauerte vielleicht fünf Jahre oder so, aber seit 2014 sind wieder super Wellen da. Seitdem gibt es auch viele Surfschulen und eine „Branche“ hier. Man könnte sagen, dass es ein Hotspot geworden ist. In den letzten 10 Jahren ging es stark bergauf. Jetzt blüht Imsouane was das Surfen angeht richtig auf. Es gibt aber auch ein paar Nachteile. Da jetzt viele Leute hier sind, muss man sich genau überlegen, wann man surft, um die Menschenmengen zu vermeiden. Aber die Wellen sind noch echt gut und der Vibe ist super. Man muss nur seinen Weg um die Menschenmassen herum finden.

Wie, denkst du, hat Imsouane dein Surfen geprägt?

Ich bin sehr dankbar, denn es gibt echt gute Wellen hier und ich glaube, das hat mich zu einem guten Surfer gemacht.Na ja, ich würde vielleicht nicht gut sagen, aber die Beständigkeit hat mich dazu gebracht das Surfen zu lieben.Fürs Longboarding ist das einfach großartig. Die Wellen sind richtig lang und man hat Zeit und Platz für Long-Nose-Tricks und tolle Pockets und oft gibt es auch Offshore-Winde. Imsouane hat das Potenzial, richtig, richtig gut zu sein, mit Wellen, von denen jeder Longboarder träumt. Was ich damit sagen will, ist, dass man sich am richtigen Tag, bei der richtigen Wellen und der richtigen Windrichtung, verlieben kann...

Wo surfst du außerhalb von Imsouane gern?

Es gibt noch ein paar andere Orte in der Nähe meines Zuhauses, wo man auf kleineren Brettern surfen kann. Ich verbringe dort gern zusammen mit Freunden die Wochenenden.Wir campen meistens, denn es gibt ein paar Wellen, die schwer zugänglich sind. Ich liebe die ganze Gegend um Imsouane, weil es dort viele Wellen gibt und sie nicht überlaufen sind. Ich gehe auch gern in den Norden, da ich ein Goofy-Footer bin, mich also hinten auf dem linken Bein abstütze, und es dort viele linke Wellen sind gibt. Es ist einfach wunderbar! Ein bisschen weiter südlich am Anchor Point gibt es auch tolle Wellen. Außerhalb Marokkos ... Na ja, ehrlich gesagt bin ich noch nicht so viel verreist, aber ich hatte das Glück, nach J-Bay zu reisen, das war einfach super.

Erzähl uns was von den Brettern, die du in letzter Zeit genutzt hast.

Ich surfe immer noch auf Longboards in ihrer traditionellsten Form, vielleicht mit ein paar kleinen Veränderungen hier und da. Auf den kleineren Brettern bin ich nicht wirklich der beste Surfer, aber ich mache gern hohe Linien und schöne Drehungen auf Twin Fins oder auch kürzeren Brettern. Es ist toll, denn in Marokko bietet wirklich die besten Möglichkeiten, diese Wellen zu reiten.

Du veröffentlichst viele Edits von zu Hause, in denen du der Welt deine Surfkunst zeigst. Wie findest du den Prozess?

Ich liebe es, kleine Videos zu drehen und zu bearbeiten. Ich habe einen guten Freund hier, der hauptsächlich am Strand filmt. Wir hängen immer ab und machen uns Gedanken über Winkel, Storys und Ideen für Videos. Das machen wir wirklich gerne und wir freuen uns total, wenn die Leute sie gern anschauen.

Was machst du gern, wenn du nicht surfst?

Ich bin gern draußen in der Natur, zum wandern und campen. Ich höre auch gern Musik und mir gefällt die marokkanische Kultur. Ich liebe die Gastfreundschaft hier. Man kann in ganz Marokko herumreisen und die Leute sind immer so gastfreundlich. Ich liebe das marokkanische Essen und die alten Medinas in Marokko zu besuchen und die alten Städte zu erkunden. Es ist wunderschön hier.

Wer sind deine Vorbilder, denen du im Surfen und in anderen Bereichen folgst?

Ich würde sagen, dass meine Familienmitglieder meine Vorbilder sind. Ich verbringe viel Zeit mit meinen Eltern und Brüdern. Ich habe Neffen und Nichten. In ihren Schulferien nehme ich sie mit zum Strand und wir surfen zusammen, das inspiriert mich total. Es gibt auch viele großartige Surferinnen und Surfer um mich herum, die mich inspirieren und zu denen ich aufschaue. Von Freunden in Marokko, die älter sind als ich, die die Szene aufgebaut haben, bis hin zu internationalen Surfern wie Harrison Roach, Justin Quintal, Clovis Donizetti und Mikey Feb.

Joel Tudor hatte immer einen großen Einfluss auf mein Surfen. Ich liebe es, wie er über das Longboarding spricht und wie er alles erklärt, zum Beispiel wie man im Switch Stance surft. Sein Ansatz hat die Art und Weise, wie ich Wellen reite, verändert - er inspiriert mich wirklich.

Was steht für dich als nächstes an?

Nächsten Sommer will ich nach Indonesien in die Nähe von Indo, dort steht ein kleines Projekt mit einem Freund an. Ich kann es kaum erwarten, neue Inseln zu erkunden, die Szene und die Wellen dort zu erleben. Ich hoffe, wir können mit dem Projekt durchstarten.Danach ... Na ja, ich baue gerade ein Haus hier in Marokko. Das nimmt viel Zeit in Anspruch. Ich muss dabei eine Zeit lang auf die Wellen verzichten, damit ich in Zukunft für die Zeit zwischen meinen Missions eine eigene Bleibe habe.Es ist ein schöner Prozess. Manchmal schwierig, aber ich lerne viel.

Irgendwelche letzten Worte?

Ich möchte meinen Respekt für die älteren Surferinnen und Surfer vor mir in Imsouane und an die ganze Community aussprechen. Und denjenigen, die jünger sind als ich, möchte ich sagen: Bleibt authentisch, bleibt bescheiden und surft weiter.

ÄHNLICHE NACHRICHTEN